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Enthauptung einer Diebin

Samstag den 20. May wurde Eva Wietlischberger von Rothenfluh, welche zu Rüechen (Riehen) gedient, als ein grosse Diebin, nachdem sie 11 Wochen auf der Bärenhauth (Gefängnis im St.Alban-Schwibbogen) geschlossen in Arrest gesessen, zwar nicht vom heisigen, weilen er sich wegen letsterer und anderen unglücklichen Hinrichtungen excusiert, sondern von seinem Schwager von Diesenhofen glücklich vom Leben zum Tod mit dem ersten Hieb hingerichtet.

Dieses bosfertige Mensch hat U.G.H. (unseren gnädigen Herren) viele Verdrieslichkeit gemacht, masen es sich etlichmal von den Banden losmachen wollen (von Fesseln befreien wollte). Anfangs hat es nichts als Kleinigkeiten bekand. Als man es aber gefoltert, hat es leichtfertiger Weis 4 unschuldige Rüchemer als mitintressierte Dieben angegeben.

Als man aber ihme seine zu Rüechen überzeigten Diebstähle überwiesen, auch wiederum gefoltert und schweres Gewicht angehängt, hat es obige Rüechemer entschlagen, aber 4 andere angegeben. Weilen nun auch diese falsch und man ihme noch grössere Tortur hat wollen anthun, hat es endlich bekand, dass es einzig und allein zu Rüechen seit 1752 ohne den gestohlenen vielen Wein in Gelt und anderen Meublen gegen 1000 Pfund Geltswerth gestohlen habe.

Solches leichtfertige Mensch hat von Jugend auf wenig oder gar kein Gottesforcht, auch noch 1 Tag vor der Execution noch wenig Bereuung seiner Sünden gehabt, alein aber durch das unaufhörliche Zusprechen und Bätten (Beten) von den H. Geistlichen hatte es abends vor seinem Tod sich mit Bereuung seinen Sünden bekehrt und ist dem Ansechen nach bussfertig und seelig gestorben.


Aus den Aufzeichnungen des Überreiters Heinrich Bieler (1710-1777), herausgegeben von Paul Koelner, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel, 1930, Seite 73

In Zeiten als schwerer Diebstahl noch ein todeswürdiges Verbrechen war, gab es offenbar auch noch ungeschickte Henker. Sonst wäre es kaum nötig gewesen, zur Hinrichtung der Diebin den Schwager des Scharfrichters ersatzweise zur Enthauptung aufzubieten. Wie es aussieht, war eine Hinrichtung mit nur einem Schwerthieb eine besonders gelungene Sache.

Man mag sich auch gar nicht vorstellen, was die Gefangene auszustehen hatte, als man sie folterte. Wen man mit auf dem Rücken verdrehten Armen und Gewichten aufhängt, wird den nach Mittätern forschenden Verhörrichtern Namen zu nennen, auch wenn man Unschuldige aufzählt, nur damit die Qualen enden.

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