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Bestrafung für Misshandlung der Eltern

24. December morgens frühi vor Tag hatte Ulrich Roth jünger, Schuemacher seinen alten Vatter und Mutter, Anschlager auf St.Alban Thor, in der Vollheit erbärmlich geschlagen. Die aldortige Burgerwacht wollte zu Hülf kommen. Aber er salivierte sich; man verfolgdte ihn bis an St.Johann Schwibbogen. Alda springte er ihn Graben und spöhrte sich gegen die Harschier tapfer, allein vergeblich.

Den 3. Januar wurde vor U.G.H. erkand, dass er solle in seiner Gemein im Münster offendlich vorgestellt und hernach noch aus grossen Gnaden vor 10 Jahr lang bey Wasser und Brodt ins Zuchthaus ins sog. Schmutzbeckenstübli eingespehrt werden. Die Vorstellung wurde wegen damaliger grossen Kälte bis den 15. Februar zurückgestelt und dann durch den neuen H. Antistes Eman. Merian vor einer grossen Menge Volck von ihme das erste Mal loblich und rühmlich von morgens 9 bis gegen 12 Uhr hertzdringend gehalten.

Obschon H. Antistes durch seinen grossen Fleiss alles angewend ihne zur Bereuung und Bekehrung zu bringen, allein vergeblich, sondern er hat in frevler Weis und ohne Attention die Leuth angeschaut und dan und wan zur Zeitvertreib Taback geschnupft. Mithin hat er auch bey Nachsprechung des Gebätts keine Thränen vergossen oder eine Bereuung gezeigt, obschon die Stattknechte ihne gewarnt, dennoch frey mit Herumschauen und Tabackschnupfen kontinuiert. Nach der Verrichtung wurde er ins Zuchthaus geführt.


Aus den Aufzeichnungen des Überreiters Heinrich Bieler (1710-1777), herausgegeben von Paul Koelner, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel, 1930, Seiten 172 bis 173

Für das Verprügeln seiner Eltern in betrunkenem Zustand (Vollheit), so wie die Flucht (salvieren) und den Widerstand gegen die Staatsgewalt (Harschierer = Polizeidiener), brummten Unsere Gnädigen Herren (U.G.H.) dem jungen Schuhmacher 10 Jahre Zuchthaus bei Wasser und Brot auf. Wenig beeindruckt zeigte er sich, als ihm im Münster der Pfarrer vor der Gemeinde seine Taten vorwarf und ihn zur Reue aufforderte. Der Sünder zog es vor, anstatt wie verlangt zu bereuen und zu weinen, Tabak zu schnupfen und keck umherzuschauen.

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